Projekt „Neubau Lokschuppentore“ beendet 

Vor beinahe 15 Jahren kam beim Museumsbahn e.V. die Idee auf, die Schuppentore des Lokomotivschuppens zu erneuern. Dabei sollten alle Tore in historischer Nietbauweise hergestellt werden. Die Bauform lehnt sich an die der ersten „Tor-Generation“ an, wie sie bis ca. 1945 im Lokschuppen eingebaut waren. Neben dem kulturhistorischen Wert bieten diese Tore den Vorteil, dass die obere Hälfte verglast ist und somit mehr Licht auch bei geschlossenen Toren ins Innere fällt.

Im Herbst 2008 wurde schließlich in Kooperation mit dem Ausbildungsverbund Metall (AVM) in Rüsselsheim das Projekt „Neubau der Lokschuppentore“ begonnen. Der AVM ist als gemeinnützige soziale Einrichtung in den Bereichen Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung aktiv. Der Neubau der Tore konnte als Auszubildenden-Projekt im Rahmen der Ausbildung zum Metallbauer verwirklicht werden. 

Als „Prototyp“ wurde zunächst das Tor auf der Rückseite des Schuppens zur Steinstraße erneuert, da es zum einen andere Maße als die Tore auf der Drehscheibenseite aufweist und zum anderen hierbei erste Erfahrungen für die „Serienfertigung“ gesammelt werden konnten.

Rohbau des ersten Tores in der Werkstatt des AVM (Dezember 2008)
Rohbau des ersten Tores in der Werkstatt des AVM (Dezember 2008)

Das hintere Schuppentor wurde nicht nur durch die Auszubildenden gefertigt, sondern auch in Eigenregie vor Ort im Eisenbahnmuseum eingebaut. 

Circa ein Jahr später, ab Sommer 2009, wurde mit der Serienproduktion der vorderen Toranlagen begonnen.

Erster im Rohbau fertiggestellter, provisorisch geschraubter Flügel vor der Nietung (September 2009)

Im Oktober 2009 standen alle 16 Torflügel zur nun folgenden Nietarbeit bereit. Hierzu wurde die 5 Tonnen schwere Nietmaschine des Museums extra nach Rüsselsheim transportiert. Als Workshop in der Ausbildung wurde das Thema „Warmnietung“ zunächst in Theorie aufbereitet und dann in praktischer Arbeit zusammen mit dem Werkstattleiter des Museums umgesetzt. 

Die ersten Nieten im Glühofen
Fertig genietetes Knotenblech
Warmnietung mit den Auszubildenden
Die Torflügel stehen zum Transport ins Eisenbahnmuseum bereit (April 2010)

Die Komplettierung der Tore sollte durch das Museum erfolgen. Daher endeten an dieser Stelle die Arbeiten durch den AVM. An dieser Stelle gilt unser Dank den ausführenden Auszubildenden unter der Leitung ihres Ausbilders Herrn Bauer!

Es folgte in jahrelanger Kleinarbeit das Lackieren aller 16 Flügel, die Konservierung und Montage der Holzfüllung (ca. 64 m2 in doppelter Lage). Als Herausforderung erwies sich die Verglasung der Fenstereinsätze. Hier bestand die Aufgabe, 768 (!) Glasscheiben einzeln mit Fensterkitt zu verglasen. Pro Scheibe wurde ein Kilogramm Kitt verwendet, sodass am Ende auf allen Toren insgesamt ca. 770 kg Kitt verarbeitet wurde. 

Ein großes Dankeschön geht hierbei an folgende Firmen, die uns mit Material unterstützten: 

  • Fa. EGO GmbH für die Spende von 400 kg Kitt
  • Firma Karl Traser GmbH Fensterbau, Arheilgen, für die Spende von 400 zugeschnittenen Scheiben
  • Schreinerei Pfeiffer, Groß-Umstadt, für die Spende von 400 zugeschnittenen Scheiben 

 

Die Montage des ersten Front-Tors erfolgte am 22. Juni 2019. Eine große Hilfe war der kurz zuvor angeschaffte Zwei-Wege-Bagger. Auch hierbei galt es wieder ausreichend Erfahrungswerte zu sammeln, damit sich für die weiteren Tore ein effizienter Montageprozess ergab. Zunächst musste das alte Blechtor demontiert werden. 

Im nächsten Schritt wurden beide neuen Torflügel an die Schuppenfront gestellt, gesichert und die Position der Scharniere markiert. Nun konnten die Löcher für die Schraubenbefestigung gebohrt werden. Bis hierhin war ein ganzer Tag nötig.

Ein weiterer Arbeitstag musste investiert werden, um die vier Fenstereinsätze zu montieren und einige Kleinigkeiten für eine reibungslose Betätigung der Flügel zu erledigen:

  • Montage von Halterungen bei offenstehendem Tor
  • Verglasung der vier Montageöffnungen der Fensterrahmen
  • Umbau der unteren Scharniere aufgrund Vorschub der Dachträger des Schuppens
  • Anpassung der Schließriegel 

 

Wegen limitierter Manpower durch die im Vordergrund stehende Instandhaltung und Restaurierung der Betriebsfahrzeuge, wurden die weiteren Arbeiten so geplant, dass zwei Toranlagen pro Jahr fertig gestellt werden konnten. 

Das letzte Tor wurde vor Weihnachten im Dezember 2022 montiert. Nach Abschluss aller Nacharbeiten (Endlackierung und Justage der Riegel) konnte das Projekt im März 2023 schließlich zum Abschluss gebracht werden.

Eine zusätzliche Aufgabe, die bei der Projektierung der Schuppentore noch nicht berücksichtigt wurde, ergab sich im Jahr 2009 nach Begutachtung der Fensterfront über den Schuppentoren. Nachdem sich eine dort eine Fensterscheibe unerlaubt gelöst und im freien Fall dem Erdboden genähert hatte (glücklicherweise ohne Personenschaden), bestand hier dringend Handlungsbedarf. Mit dem Internationalen Bund (IB) konnte eine weitere soziale Einrichtung in Darmstadt für die Erneuerung des Fensterbandes gewonnen werden. Auch der IB bietet benachteiligten Jugendlichen eine Ausbildungschance zum Metallbauer. Neben der Fertigung wurde auch die Montage durch die Auszubildenden übernommen.

Herstellung der Rahmen in der Werkstatt des IB
Fertige Metallrahmen

Für die Montage der Rahmen wurde ein Gerüst auf einem Flachwagen montiert, der von Gleis zu Gleis verfahren werden konnte. Somit war Material und Werkzeug immer griffbereit und ein mühsamer Auf- und Abbau konnte vermieden werden. 

Auch hier gilt unser Dank den Auszubildenden des IB unter der Leitung von Herrn Dilling. 

Die Glasscheiben wurden von der Firma Glas Meyer, Ginsheim, zur Verfügung gestellt. Vielen Dank hierfür. 

Montage des Fensterbandes durch die Auszubildenden im Museum.

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