Aufarbeitung einer Lokomotive für den Mainzer Zollhafen

Aufarbeitung einer Lokomotive für den Mainzer Zollhafen

Im Sommer 2022 erreichte eine unübliche Anfrage das Eisenbahnmuseum: Über den Architekten Daube, der uns maßgeblich beim Wiederaufbau des Lokschuppens unterstützt, wurde uns der Kontakt zur Zollhafen Mainz GmbH vermittelt, mit dem Hinweis, dass man dort Unterstützung bei einem „eisenbahntechnischen Problem“ benötige.

Die Zollhafen Mainz GmbH ist als Projektgesellschaft von Stadtwerken Mainz und CA Immo Deutschland GmbH mit der Aufgabe betraut, das direkt am Rhein gelegene ehemalige Zollhafen-Areal in Mainz zu einem modernen Quartier mit zahlreichen Wohn- und Geschäftsräumen, teilweise unter Einbindung historischer Bausubstanz, zu entwickeln.

Welche eisenbahntechnischen Probleme sich bei dem Umbau eines Hafengeländes ergeben, war uns zunächst nicht ganz klar, weckte aber unser Interesse, weshalb kurzfristig ein Besprechungstermin anberaumt wurde.

Zwischenzeitliche Recherche ergab, dass der „Zoll- und Binnenhafen Mainz“, rheinabwärts in Richtung Mombach gelegen, 1887 den Betrieb aufnahm und v. a. dem Umschlag von Stückgut und Schüttgütern und deren weitere Verteilung diente. Wie zur damaligen Zeit üblich, verfügte auch der Zollhafen über umfangreiche Gleisanlagen, um die Warenverteilung und Weiterbeförderung sicherzustellen. Die Betriebsführung erfolgte zunächst durch die Stadt Mainz selbst, ab 1940 durch die Deutsche Reichsbahn und nach dem Zweiten Weltkrieg durch die neu gegründete Deutsche Bundesbahn. In diesem Zuge wurden auch die drei Dampflokomotiven von der Hafenbahn übernommen, dem Bw Mainz zugeordnet und neu bezeichnet. Sie verkehrten weiterhin ausschließlich auf der Hafenbahn, der Fahrzeugnummer war ein „Mz“ vorangestellt.

Nachdem die Stadt Mainz 2003 den Grundsatzbeschluss fasste, dass auf dem Gelände des Zoll- und Binnenhafens ein neues Stadtquartier entwickelt werden soll, begann Zug um Zug die Verlagerung der ansässigen Betriebe. Auch die alten Gleisanlagen wurden sukzessive stillgelegt. Stattdessen wurde das neue Containerterminal auf der Ingelheimer Aue mit einem zeitgemäßen Gleisanschluss an das Schienennetz angebunden. 2013 wurde schließlich der Hafenbetrieb im Zoll- und Binnenhafen vollständig eingestellt. Allerdings wurde, als Erinnerung an die Zeiten, in denen im Zollhafen noch Schiffs- und Eisenbahnverkehr stattfanden, im Jahr 2008 eine Lokomotive vom Typ Kö II auf einem Denkmalsockel an der Kunsthalle aufgestellt. Direkt an der Rheinallee gelegen und nachts anfangs illuminiert, dürfte sie vielen Fußgängern und Autofahrern im Gedächtnis sein.

Bildquelle: https://www.deutsche-kleinloks.de/index.php?nav=1101002&lang=1&id=231&action=portrait
Bildquelle: M.-D. Weber

Nach umfangreichen Vorarbeiten der Mainzer Stadtwerke als Eigentümerin des Hafens wurde 2010 die Mainzer Zollhafen GmbH gegründet, um das Hafenareal zu entwickeln, komplett neu zu gestalten und schlussendlich an die Stadt Mainz zu übergeben. Diese Maßnahmen folgen einem allgemeinen Trend zur Umnutzung alter Industrieflächen zu dringend benötigtem Wohn-, Kultur-, Industrie- und Gewerbeflächen, v.a. in Ballungsräumen (vgl. Frankfurter Westhafen). Der Beginn der Baumaßnahmen brachte für die Lokomotive auf dem Denkmalsockel einen Umzug an zunächst weniger prominente Stelle mit sich, direkt an das Ende des südlichen Hafenbeckens auf einen verbliebenen Gleisstummel. Nach dem Abschluss der Rohbau- und Hochbauarbeiten folgte die Gestaltung der Außenanlagen. Hier ist es typisch und aus denkmalpflegerischer, industriekultureller und historischer Betrachtung sehr begrüßenswert, dass auch Elemente, die für die ursprüngliche Nutzung der Anlagen stehen, in die Gestaltung einbezogen werden. Beispielhaft sei an die Gestaltung des Frankfurter Mainufers (Industriedenkmal des Jahres 2013) erinnert, bei dem die Bahnwelt durch Gestellung zweier historischer Eisenbahnwaggons mitgewirkt hat. Im Mainzer Zollhafen wurden alte Kräne erhalten und auch die Lokomotive sollte zu neuer Geltung gelangen.

Mittlerweile war das Fahrzeug allerdings durch Vandalismus seines „Gesichtes“ beraubt wurden: Diebe hatten die originalen DR-Einheitsloklaternen abmontiert. Hierum drehte sich zunächst das Hilfeersuchen aus Mainz. Allerdings werden diese Laternen nicht mehr produziert, sind (offenbar) auch als Devotionalien beliebt, werden von zahlreichen Museumsbahnen benötigt und sind auch im Eisenbahnmuseum Mangelware. Es wurden verschiedene Lieferanten, auch für Nachfertigungen, angefragt. Man kam aber schnell zum Ergebnis, dass der Aufwand, exakt passende, historische korrekte Laternen wieder anzubringen, in keinem Verhältnis zum Nutzen gestanden hätte. Insbesondere deshalb nicht, weil mit abermaligem Diebstahl oder zumindest mit Beschädigungen durch Vandalismus zu rechnen gewesen wäre.

Durch das Museum in diesem Sinne beraten, zog die Zollhafen Mainz GmbH ihre Anfrage vorerst zurück, nur um sie gleich erheblich zu erweitern. Man hatte sich entschlossen, die gesamte Lokomotive überarbeiten zu lassen. In Anbetracht des Gesamtzustandes der Lokomotive, die durch die Witterungseinflüsse der zurückliegenden 15 Jahre doch erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden war, hätten sechs neue Lampen auch keinesfalls genügt.

Es folgte ein Vor-Ort-Termin im Spätsommer 2022 und eine umfassende Bewertung des Zustands der Lokomotive. Der Zielzustand, die dafür benötigten Materialien und Werkstoffe, Verfahren und Arbeitsaufwände wurden zusammengestellt und mündeten in einem Angebot des Musemsbahn e. V. an die Zollhafen Mainz GmbH, welches im gegenseitigen Einvernehmen abgestimmt wurde. Mit der Beauftragung und Unterschriftsleistung unter den Werkvertrag im Januar 2023 war der Museumsbahn e. V. Lieferant eines bedeutenden Stadtentwicklungsprojekts in Mainz geworden. Dies war allerdings gar nicht unser wichtigstes Ziel. Vielmehr freuen wir uns immer, wenn historische Eisenbahnfahrzeuge an öffentlicher Stelle ansehnlich präsentiert werden und bei dem einen oder anderen Passanten das Interesse für Eisenbahngeschichte und -technik wecken. Wenn damit noch ein Hinweis auf das Eisenbahnmuseum in Darmstadt-Kranichstein verbunden ist, ist es natürlich umso schöner. Es sollen schon mehrfach Pfälzer unbeschadet über den Rhein ins Hessische gelangt sein …

Außerdem war von Beginn an klar und vereinbart, dass die Arbeitsleistungen ehrenamtlich erfolgen sollten. Das bedeutet keine Abstriche bei der sach- und fachgerechten Ausführung, aber Zugeständnisse bei der Arbeitsgeschwindigkeit. Im Gegenzug kommt das Entgelt für die erbrachten Arbeitsleistungen, welche wir als gemeinnütziger Verein zu marktüblichen Konditionen berechnen müssen, zu 100 % der Finanzierung der Vereinsarbeit und damit dem Eisenbahnmuseum zu Gute.

Die Verantwortlichen der Zollhafen GmbH freuten sich ihrerseits, durch die Auftragserteilung eine gemeinnützige Institution und das Museum fördern zu können und wussten die umfassende Beratung im Vorfeld zu schätzen.

Auf dieser Basis war eine echte Win-win-Situation geschaffen worden und die Arbeiten konnten beginnen.

Antransport der Lokomotive

Die Bearbeitung der Lokomotive vor Ort unter einer Einhausung war aus verschiedenen Gründen verworfen worden. In den Werkstätten des Museums sind die Arbeitsbedingungen angenehmer, zudem stehen Werkzeuge, Strom, Wasser, Druckluft sowie benötigte Ersatzteile und Materialien in teilweise furchteinflößenden Mengen zur Verfügung.

Unterstützt durch die Firma Hellmich Kranservice, Riedstadt, und die Schwertransportspedition Citlak, Mannheim, wurde die Lokomotive am 10.02.2023 in einer gut vierstündigen Aktion in Mainz verladen, nach Darmstadt überführt und aufs Gleis gesetzt. Die Breite der Lok von 3,07 m machte die Einholung einer gesonderten Transportgenehmigung erforderlich. Abweichend vom optischen Zustand war der technische Zustand noch sehr gut, sodass die Lokomotive ohne weiteren Aufwand rollfähig gemacht („Ane Achs laaft a bissche schwer, aber das gebt sich…“) und von unserm Oberlokführer Werner in die Werkstatt geschleppt werden konnte.

Bestandsaufnahme und Vorarbeiten

Die lange Zeit kalte und feuchte Witterung ließen weitere Arbeiten am Fahrzeug nicht zu. Stattdessen wurde ein genauer Arbeitsplan erstellt, es wurden Reinigungsarbeiten im Innen- und Außenraum durchgeführt, Anbauteile bearbeitet (z. B. die Lampen vorbereitet) und der Arbeitsbereich eingerichtet. Mit Blick auf den neuen Aufstellort unmittelbar am Wasser war außerdem dafür Sorge zu tragen, dass alle Betriebs- und Schmierstoffe restlos entfernt wurden.

Demontagearbeiten

Zur leichteren und gründlichen Bearbeitung wurden sämtliche Anbauteile demontiert (Motorhauben, Batteriekästen, etc.). Kleinteile, die für den Gesamtanblick und die Funktion als Denkmal nicht wesentlich sind, aber zu Vandalismus einladen (Scheibenwischer, Messing-Teile, etc.) wurden dauerhaft demontiert und die verbliebenen Öffnungen verschlossen. Die ehemals für den Denkmalsockel eingebaute Illumination wurde nicht mehr gewünscht und war komplett auszubauen.

Grundreinigung und Entfernung von Altlack und Rost

Der Dampfstrahler entfernte bereits allerhand Moos, Bewuchs und nicht fest haftende Altanstriche. Die von Korrosion betroffenen Bereiche wurden mechanisch entrostet und anschließend sofort mit Rostschutzfarbe behandelt. Um künftige Korrosionsangriffe möglichst auszuschließen, wurden an einigen Stellen zusätzlich großzügig bemessene Wasserablauflöcher gebohrt, damit sich kein Wasser mehr sammeln kann und Schmutz und Staub, die Feuchtigkeit binden, vom Regen abgeschwemmt werden. Dies ist insbesondere deshalb wichtig, da die Lokomotive am vorgesehenen Standplatz nicht exakt waagerecht aufgestellt ist.

Aufarbeitung im Innenraum

Fast übliches Schadensbild ist großflächig abblätternder Lack im Fahrzeuginnenraum. Dies ist darauf zurückzuführen, dass früher keine Isolierung der Führerhäuser erfolgte, sodass die Außenwand gleichzeitig die Innenwand ist und außerdem aus Stahlblech besteht. Durch den schwarzen Außenanstrich heizt sich die Wandung in der Sonne extrem schnell auf, um sich bei Dunkelheit ebenso schnell wieder abzukühlen. Die damit verbundene Dehnung und Schrumpfung sorgt für das Reißen der Lacke, insbesondere bei den früher verwendeten, weniger elastischen Anstrichstoffen. Dieser Lack musste komplett entfernt werden. Anschließend erfolgte die Grundierung mit Rostschutzfarbe in mehreren Schichten. Die Decklackierung wurde mit zwei Schichten schlagfestem, hoch elastischem und besonders temperaturbeständigem Maschinenlack vorgenommen.

Zum Abschluss der Arbeiten wurde der verschmutzte Holzfußboden geschliffen, strukturell für gut befunden, in den Türbereichen geringfügig nachgearbeitet und durch Einölen konserviert.

Arbeitsruhe wegen Bahnwelttagen

Am Himmelfahrtswochenende finden die traditionellen Bahnwelttage statt. Die Vor- und Nachbereitungen sowie die dreitägig Festveranstaltungen binden das ehrenamtliche Museumspersonal vollständig, sodass in diesem Monat – ebenso traditionell – alle anderen Arbeiten ruhen.

Dacharbeiten

Im Dach befanden sich zahlreiche kleinere Löcher, ursprünglich wohl von den ehemaligen Dachaufbauten, die nun sämtlich verschlossen wurden, damit kein Wasser mehr in den Innenraum gelangen kann. Die Oberfläche des Dachs wurde abgeschliffen und mehrschichtig mit Rostschutzfarbe grundiert. Der Decklack erfolgte im Farbton RAL 9006 Weißaluminium. Dies weicht vom Zustand der letzten HU mit schwarzem Dach ab (vgl. auch unter „Zur Lokomotive“), sorgt aber für eine geringere Aufheizung des Führerhauses und ergibt einen interessanten optischen Kontrast und ein gefälligeres Aussehen, worauf es bei einem Denkmal auch ankommen darf. Die Kö und Köf II der DR hatten schwarze Dächer, während die Fahrzeuge der DB immer silberfarbene Dächer erhielten.

Lackierung des Fahrwerks

Das Fahrwerk ist durch seine verdeckte Lage weitestgehend vor der Witterung geschützt und verlangte nur umfassende Reinigung und Nachlackierung im 1-Schicht-Verfahren in RAL 3000 Feuerrot.

Eine Abordnung aus Mainz besucht das Eisenbahnmuseum

Am Sonntag, 06.08.2023, durften Stephan Heldmann (Sprecher des Vereins und stellvertretender Projektleiter) und Markus Hillmann (Schriftführer des Vereins und Projektleiter) eine Abordnung der Zollhafen Mainz GmbH im Museum begrüßen, die sich bei bestem Regenwetter ein Bild von den Arbeiten an der Lokomotive machen konnten, aber natürlich auch eine umfangreiche Führung durch das Museum bekamen. Unter anderem waren unsere dauernden Ansprechpartner Herr Geiß und Herr Motzko-Lisy dabei, mit denen wir in jeder Hinsicht eine sehr konstruktive und angenehme Zusammenarbeit bei diesem Projekt erleben durften.

Wenig später machte sich auch unser Architekt Daube, der den „Deal“ eingefädelt hatte, ein Bild vom Stand der Arbeiten.

Decklackierung

Vor dem Aufbringen des Decklacks wurden sämtliche Fugen mit Karosseriedichtmasse verschlossen, um eindringendes Wasser und Spaltkorrosion zu vermeiden. Die gesamte Konstruktion der Lokomotive mit ihren vielen Winkelverbindungen und waagerechten Flächen kann nicht als besonders korrosionsgerecht bezeichnet werden. Die Fugenmasse musste ebenfalls mit Grundierung überarbeitet werden.

Im Bereich der Batteriekästen zeigten sich Säureangriffe und durchschlagende Korrosion. Hier half nur erneutes Entrosten, Abspülen und Grundieren mit Rostschutzfarbe.

Nachdem alle Vorarbeiten beendet waren, wurden sämtliche Außenflächen des Fahrzeugs gründlich geschliffen. Dann konnte das gesamte Fahrzeug noch einmal gereinigt werden.

Die Fenster wurden abgeklebt, der Decklack in mehreren Schichten aufgetragen und mit Klarlack versiegelt. Farbton ist RAL 9005 Tiefschwarz, mit Ausnahme der Pufferbohlen, die in RAL 3000 Feuerrot gehalten sind, wie auch das Fahrwerk. 

Neue Fensterbretter

Die hölzernen Fensterbretter waren bei der vorhergehenden Aufarbeitung der Lokomotive mit Decklack überarbeitet worden. Durch Rissbildungen im Lack war Wasser ins Holz eingedrungen und das Holz morsch geworden. Ein Austausch war erforderlich, wozu beide Fensterbretter demontiert und bis ins gesunde Material zurückgeschnitten wurden. Dann wurde ein Flicken aus Eiche angesetzt, durch Öl gegen Feuchtigkeit geschützt. Das Fertigen der Profile in unserer Schreinerei war für Schreiner Stephan nicht mehr als eine Fingerübung und binnen weniger Stunden erledigt.

Neue Trittroste/Umlaufbleche

Die Trittroste an den Seiten der Lokomotive weichen bereits von dem ursprünglichen, hölzernen Aufbau ab. Wie alle Kö und Köf II der DR waren Streckmetallgitter verbaut. Diese lassen sich durch Lackierung kaum vernünftig vor Korrosion schützen. Außerdem führt die filigrane Konstruktion in den Randbereichen früher oder später dazu, dass diese sich mit Schmutz zusetzen, sich Feuchtigkeit sammelt und das Rosten begünstigt. Also kam nur eine der leistungsfähigsten Korrosionsschutzmaßnahmen in Frage: Schmelztauchverzinkung, durchgeführt von der Firma Hofmann-Rieg Stahlhandel in Darmstadt, die uns bereits bei verschiedenen Projekten sehr großzügig unterstützt hat. Die zur Vorbereitung nötigen Sandstrahlarbeiten erledigte für uns in bewährter Weise die Firma S+M Sandstrahltechnik aus Hofheim.

Endmontage und Endreinigung

Die Fenster wurden nach Entfernung der Abklebung gereinigt – wahrscheinlich das erste Mal seit 2005. Unser Bernd und sogar unser erster Vorsitzender persönlich legten Hand an und verfielen in einen derartigen Eifer, dass man schon sehr genau hinsehen muss, um zu erkennen, dass überhaupt Glasschieben eingebaut sind.
Der ursprüngliche Stein des Anstoßes für das Projekt, die Laternen, wurden montiert. Es sind jetzt Standard-SKL-Laternen geworden, die heute noch in dieser Form hergestellt werden und an unzähligen Bahndienstfahrzeugen Anwendung finden. Sie sind natürlich nicht historisch korrekt, unterliegen aber nur einem sehr geringen Diebstahlrisiko und geben der Lokomotive wieder ein „Gesicht“. Die Glasscheiben wurden natürlich durch bruchsichere Kunststoffscheiben ersetzt.
Den Abschluss der Arbeiten bildete das Anbringen der Anschriften an den Führerhausseitenwänden und der Pufferwarnanstriche. Diese sind ebenfalls nicht historisch korrekt, aber historisierend und angelehnt an das bereits erwähnte Bezeichnungsschema der Hafenbahn in Mainz. Hierbei zeigt sich, wer auch bei 8°C am frühen Morgen bereits eine ruhige Hand zum Vorzeichnen der Konturen hat.

Abtransport der Lokomotive

Am 22.11.2023 stand die Lokomotive zur Ablieferung bereit und die Türen wurden verschlossen, bevor am Morgen des 24.11.2023 der Rücktransport nach Mainz beginnen konnte. Den bahnüblichen „Verzögerungen im Betriebsablauf“ war es geschuldet, dass der Schwertransport sich – statt wie geplant um 9:00 Uhr – erst um 11:00 Uhr in Bewegung setzte und Mainz deshalb mit gut zweistündiger Verspätung erreichte.

Die in Regen und Kälte ausharrenden Vertreter der Zollhafen Mainz GmbH, der Mainzer Stadtwerke und der Presse nahmen das Eintreffen der Lokomotive dennoch wohlwollend zur Kenntnis, sowohl aus Freude über das Arbeitsergebnis als auch aus Vorfreude, sich wieder in geheizte Räumlichkeiten zurückziehen zu dürfen.

Nach Aufstellung des Krans und Anheben der Last stand die Lokomotive um 12:50 Uhr wieder an ihrem Platz, den sie am 10.02.2023 – also gerade einmal neun Monate zuvor – verlassen hatte.

Zuvor war die Aufstellfläche noch mit zwei Gleisabschlüssen ausgerüstet worden, sodass ein Wegrollen der Lokomotive bis auf Weiteres nicht zu befürchten ist.

Wir danken allen am Projekt beteiligten Mitgliedern, Unterstützern, Spendern, Sponsoren und unserem Auftraggeber, der Zollhafen Mainz GmbH, für die vertrauensvolle und engagierte Zusammenarbeit und werden dies zur offiziellen Einweihung der Lokomotive, wenn die Außenanlagen abschließend gestaltet und die Zaunanlage hergestellt ist, noch einmal angemessen würdigen.

Vertreter der Zollhafen Mainz GmbH und der Bahnwelt freuen sich gemeinsam über das erfolgreich abgeschlossene Projekt (v.l.n.r.): Peter Geiß (Zollhafen Mainz GmbH), Roland Schweitzer, Markus Hillmann, Werner Pielhauer (Bahnwelt), Franz Motzko-Lisy (Zollhafen Mainz GmbH)

Zur Lokomotive

Die Lokomotive entspricht der Bauart Kö II, also einer Kleinlokomotive mit Öl-(Diesel-)Motor der Leistungsgruppe 2. Sie wurde 1933 von Orenstein & Koppel mit der Fabriknummer 20295 gefertigt und am 13.03.1934 bei der Deutschen Reichsbahn als Kö 4201 in Dienst gestellt. Nach dem zweiten Weltkrieg verbleib sie in der DDR und wurde als 100 201-3 geführt, nach der Wiedervereinigung bei der DB AG als 310 201-9. Die Ausmusterung erfolgte am 20.12.1995 in Meiningen, von wo aus sie als Dauerleihgabe an das Historische Bahnbetriebswerk Arnstadt e. V.  verliehen wurde. Nach der Rückgabe 2006 erfolgte eine neuerliche optische Aufarbeitung im BW Erfurt. Die Railion Deutschland AG schenkte die Lokomotive Anfang 2008 der Mainzer Stadtwerke AG und ab Sommer 2008 war sie auf ihrem vorerst letzten Standort direkt an der Rheinallee als Denkmal zu besichtigen.

Den Großteil ihres Dienstes verbrachte die Lokomotive also bei der Reichsbahn (DR) der DDR und entspricht daher auch in ihrem optischen Erscheinungsbild den dort für die Hauptuntersuchungen und Revisionen gültigen Vorgaben. Sofern davon im Zuge unserer Aufarbeitungsmaßnahmen abgewichen wurde, ist dies im Text angegeben und begründet.

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