Traditionelles Dampflokfest und Blaue Stunde müssen dieses Jahr leider ausfallen

Neubau der ICE-Abstellanlage und umfangreiche Sanierungsarbeiten binden alle ehrenamtlichen Arbeitskräfte

Die bei Eisenbahnfans und auch bei Familien seit Jahren weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Herbstveranstaltung des Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein musste für dieses Jahr leider abgesagt werden. Dies gilt auch für die bei Lokenthusiasten beliebte Nacht-Fotoveranstaltung „Blaue Stunde“.

Die Verantwortlichen des Vorstands haben mit der frühzeitigen Absage des traditionellen „Dampflokfests“ keine leichte Entscheidung getroffen, zumal das jährlich im September stattfindende Fest schon lange als feste Größe in der Kulturszene privat geführter Museen gilt. Schließlich sind die umfangreichen Programme der „Bahnwelttage“ an Himmelfahrt und das Dampflokfest im September die Besuchermagnete und, neben der sonntäglichen Museumsöffnung, die auch weiterhin stattfindet, eine wichtige Einnahmequelle des Trägervereins.

Aus dreierlei Gründen war die Absage des Dampflokfests unvermeidbar:

1. Neubau einer ICE-Abstell- und Reinigungsanlage

Der Neubau einer Abstell- und Reinigungsanlage für ICE-Züge (=ARA) durch DB-Fernverkehr auf dem denkmalgeschützten Gelände des ehemaligen Kranichsteiner Rangierbahnhofs geht in diesem Herbst in die Umsetzung. Davon ist auch das Eisenbahnmuseum mit seinen Gleisanlagen in unmittelbarer Nachbarschaft der neu entstehenden Anlage betroffen: Für die ICE-Züge müssen zukünftig zwei Einfahrgleise vorgehalten werden. Eines davon ist noch von der Museumsbahn gepachtet. Dieses und weitere Gleise im Gelände, die derzeit aber noch mit Fahrzeugen des Museums belegt sind, müssen geräumt werden. Für die Verantwortlichen des Trägervereins Anlass, nach einer Sammlungssondierung einen Teil der Fahrzeuge an andere Technikmuseen und Vereine abzugeben. So konnten bisher 19 Fahrzeuge an andere Vereine zur weiteren Erhaltung vermittelt werden.

Diese verlassen das Museum teils auf der Schiene, teils mit Straßentransporten. Die Fahrzeuge müssen für die Schiene lauffähig gemacht werden. Für die Waggons, die auf der Straße transportiert werden, wurde eigens ein Gleis neu verlegt, gestopft und mit Betonplatten ausgelegt, um mit Straßentiefladern anfahren zu können.

Die nun folgenden Rangierarbeiten und Transporte sind für September vorgesehen und beanspruchen sowohl die Gleisanlagen als auch die ehrenamtlichen Mitglieder vollständig.

2. Die Grundsanierung der Drehscheibe als Herzstück des Museums

Die Museumsbahn e. V. als Trägerverein des Museums wird zukünftig in Eigenregie den Betrieb auf den Gleisen des Museums abwickeln. Dazu gehört auch eine gut funktionierende Eisenbahn-Infrastruktur. Das Kernstück des Bahnbetriebswerks, die Drehscheibe am Ringlokschuppen, erfährt zurzeit eine umfangreiche Sanierung aller beweglichen Teile und der Gleisübergänge zu den Schuppengleisen. Deshalb ist die Drehscheibe derzeit außer Betrieb und es können keine Fahrzeugbewegungen stattfinden. Die Ehrenamtlichen arbeiten mit zwei Arbeitskolonnen an Samstagen und teilweise sogar unter der Woche, um die Drehscheibe schnellstmöglich fertigzustellen.

3. Die Besucherbaracke mit Cafeteria bekommt ein neues Dach

Die Holzbaracke im Kernbereich des Museums dient seit Jahrzehnten als Eingangsbereich, Kasse und Cafeteria für die Museumsbesucher.

Wiederholte Undichtigkeiten bei Starkregenereignissen hatten im vergangenen Winter zu Nässeschäden geführt, die nur provisorisch behoben werden konnten. Fachfirmen hatten bescheinigt, dass die äußerst poröse Deckung ihre Lebensdauer erreicht hat und dringend einer Erneuerung bedarf. Die für den Museumsbetrieb elementar wichtige Baracke aus den fünfziger Jahren erfährt eine Grundsanierung in Abstimmung mit dem Denkmalamt der Stadt Darmstadt: Neulackierung der Außenfassade, Entsorgung der asbesthaltigen Faserzementplatten und Neueindeckung des Daches auf ganzer Länge. Kurzfristig konnten für diese kostenintensive Neueindeckung sogar noch Fördermittel des Landes Hessen – Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur – bereitgestellt werden. Diese bedingen allerdings eine Mittelverausgabung bis Ende November. Auch hier sind Eigenleistungen durch die Ehrenamtlichen zu erbringen.

Mit Abschluss der genannten Arbeiten präsentiert sich das Museum im kommenden Jahr wieder als „Museum in Betrieb“, das mit seinen funktionsfähigen Ausstellungsobjekten im Museumsgelände und den betriebsfähigen Fahrzeugen wieder „auf Strecke“ geht und seine Besucher willkommen heißt.

Der Neubau der Abstell- und Behandlungsanlage von DB-Fernverkehr und die damit verbundenen positiven Veränderungen auf dem Gelände des Eisenbahnmuseums werden auf der Webseite www.bahnwelt.de ab Herbst dieses Jahres unter „Neuigkeiten“ unsere Besucher begleiten. Nach Ende der Bauarbeiten von DB-Fernverkehr in 2026 / 2027 wird damit ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Museums entstehen, dass die Besucher förmlich „erfahren“ können. Es wird also spannend, den Um- und Neubau zu begleiten und später sogar mit einer Bahnfahrt auf neu verlegten Gleisen zu erleben.

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