Abschied vom Stadtbahner

Am 06.11.2023 verließ der ehemalige Berliner S-Bahntriebwagen 476 033 aus Platzgründen das Eisenbahnmuseum und fand eine neue Heimat.

Gerhard Vocke, langjähriges Mitglied des Trägervereins Museumsbahn e. V., nahm dieses Ereignis zum Anlass, im Rahmen eines Vortragsabends im August dieses Jahres die Entwicklung des Eisenbahn – Nahverkehrs in Berlin zu betrachten.

Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts konnte Berlin mit der Eisenbahn aus allen Richtungen in Kopfbahnhöfen erreicht werden. Es fehlte aber eine Verbindung untereinander, die mit der 1871 – 1877 erbauten Ringbahn geschaffen wurde. Ab 1882 – 1887 kam dann die von West nach Ost die Stadt querende Stadtbahn dazu. Diese wurde überwiegend als Hochbahn auf Brückenbögen gebaut, um die sonst zahlreich erforderlichen Bahnübergänge zu vermeiden. In den ersten Jahrzehnten zogen Dampfloks die typischen Abteilwagenzüge. 

Aber schon um 1900 begannen Versuche mit elektrisch angetriebenen Fahrzeugen. 1923 wurde schließlich entschieden, den Nahverkehr mit Gleichstromtriebzügen und einer seitlich zugeführten Stromversorgungsschiene auszustatten, ein System, das sich bereits ab 1900 bei der U-Bahn bewährt hatte. Bis 1944 wurden über 1200 Einheiten aus Trieb- und Steuerwagen bzw. Beiwagen in Betrieb genommen. 

Bis 1939 kam eine die Stadt in Nord-Südrichtung querende Tunnelstrecke zum inzwischen als S-Bahn bezeichneten Nahverkehrsnetz hinzu.

Nach dem 2. Weltkrieg waren viele Fahrzeuge zerstört oder schwer beschädigt. Doch es gelang schon bald, wieder den Betrieb aufzunehmen. Aber nach dem Mauerbau am 13.08.1961 wurde das Netz zwischen dem Ost- und den Westsektoren geteilt. Ein Übergang war nur im Bahnhof Friedrichstraße möglich, verbunden mit peniblen und teils schikanösen Kontrollen.  Erst nach dem Mauerfall konnten die Strecken ab 1990 nach und nach wieder verbunden werden.

Der 1928 gebaute S-Bahntriebwagen 476 033 war 72 Jahre im Einsatz und hatte alle Entwicklungen mitgemacht bevor er nach Kranichstein in das Eisenbahnmuseum kam.

Nun kommt er in eine Sammlung mit weiteren Berliner Fahrzeugen nach Dresden Niederau, wo das Fahrzeug gemäß der vertraglichen Verpflichtungen und seinem historischen Zustand entsprechend aufgearbeitet und erhalten wird. Wir wünschen seinen neuen Besitzern einen seiner Bedeutung entsprechenden Erhalt und Verbleib.

Die Vortragsabende zu den verschiedensten eisenbahnbezogenen Themen finden monatlich jeden ersten Mittwoch um 20 Uhr im Eisenbahnmuseum statt (siehe Veranstaltungskalender). Das Spektrum reicht von Vorträgen zur Geschichte – wie der oben beschriebene –, über Reiseberichte von Bahnen ferner Länder bis hin zu technischen Fachvorträgen. Der Eintritt ist frei und interessierte Zuhörer sowie Referenten mit spannenden Themen jederzeit herzlich willkommen! Letztere bitten wir um vorherige Einreichung und Abstimmung des Themas per E-Mail.

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